Rohstoffe aus dem Land –
für das Land
Dein Steinbedarf:
1 kg pro Stunde
Statistisch gesehen braucht jeder von uns stündlich über 1 Kilogramm Natursteine, Sand, Kies, Gips oder Steinmehl. Macht im Jahr rund 10 Tonnen pro Kopf – viel mehr als man denkt!
Schienenwege
Egal ob Stadtbahn oder Highspeed-ICE – das Gleisbett besteht fast immer aus Schotter und die Gleisschwellen sind aus Beton gefertigt. Der wird auch gebraucht wenn man Täler überwinden oder Berge unterfahren will, für Eisenbahnbrücken und Tunnels…
Schienenwege
… Kurz gesagt: Ohne die Produkte der Steine- und Erdenindustrie wäre der umweltfreundliche Güter- und Personenverkehr auf der Schiene nicht denkbar.
Hochbau
Bitte einfach mal umschauen: Die Decke über, der Boden unter und die Wände neben dir sind höchstwahrscheinlich aus Beton und Steinen gebaut. Aber nicht beim Bau von Wohngebäuden, auch bei Schulen, Turnhallen, Bürogebäuden und Fabrikhallen sind die Produkte der Steine- und Erdenindustrie unverzichtbar.
Straßen, Rad- und Fußwege
Egal ob du mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß unterwegs bist, ohne Straßen und Wege geht es nicht. Die Baustoffe der Steine- und Erdenindustrie reichen dabei vom Schotterbelag bei einfachen Waldwegen bis zum Flüsterasphalt auf Autobahnen…
Straßen, Rad- und Fußwege
… Augen auf, es gibt viel zu entdecken: Bordsteine bestehen oft aus Granit, Plattenbeläge aus Beton oder Naturstein, alte, bis heute erhaltene Wege aus Pflastersteinen … Produkte der Steine- und Erdenindustrie wohin das Auge schaut!
Glas
Mineralische Rohstoffe stecken übrigens auch in Produkten, die gänzlich unsichtbar sind. Zum Beispiel im Fensterglas oder in der Glasabdeckung deines Smartphone-Displays. 70 Prozent des für die Glasherstellung benötigten Gemenges ist Quarzsand, gefördert in Kiesgruben oder Baggerseen…
Glas
… Ist der Eisenoxidanteil im Quarzsand hoch, entsteht bei der Schmelze Grünglas. Das kennst du von den umweltfreudlichen Mehrwegflaschen. Hier sind unsere Rohstoffe dann nicht nur unverzichtbar, sondern auch wieder sichtbar.
Medikamente
Auch die chemisch-pharmazeutische Industrie schätzt unsere Rohstoffe aus Steinbrüchen, Kiesgruben und Baggerseen. Kalkmehl dient zum Beispiel als Füllstoff in Medikamenten, Farben und sogar in Papier. Quarzkies wird für die Porzellanherstellung gebraucht ...
Übrigens:
Schon morgens beim Zähneputzen hast du Kontakt mit der Steine- und Erdenindustrie: Deine Zahncreme enthält Steinmehl. Mineralische Rohstoffe werden einfach überall und von jedem gebraucht!

Rohstoffe gewinnen –
Baustoffe produzieren
Baggerseen und Kiesgruben
Lockergesteine wie Sand und Kies können sowohl im Nass- als auch im Trockenabbau gewonnen werden und haben in Baden-Württemberg mit mehr als 3 Tonnen pro Kopf und Jahr einen großen Anteil an der Versorgung mit heimischen Primärrohstoffen. In Gebieten mit einem hohen Grundwasserstand wie z.B. in den Niederungen von Rhein und Donau entstehen bei der Förderung mit Spezialbaggern große Baggerseen.
Baggerseen und Kiesgruben
Überall dort, wo Sand und Kies im Trockenabbau gewonnen werden, spricht man von Kiesgruben.
In den jeweils angeschlossenen Kieswerken wird das gewonnene Material gewaschen, von tonigen oder lehmigen Feinanteilen befreit, gesiebt und nach Korngrößen sortiert.

Steinbrüche
Baden-Württemberg bietet eine Vielfalt an Festgesteinsvorkommen, die in zahlreichen über das Land verteilten Steinbrüchen abgebaut werden. Das meist durch Sprengungen gelockerte Gestein wird zu verschiedenen Gesteinskörnungen aufbereitet und findet vor allem im Verkehrswegebau Verwendung. Dabei sind Eigenschaften wie Härte, Dichte, Porosität, Wasseraufnahmefähigkeit, Druck-, Biege- und Abriebfestigkeit sowie Frost- und Hitzebeständigkeit von großer Bedeutung. Übrigens: Auch Industrieminerale wie hochreiner Kalkstein, Gips oder Anhydrit werden in Steinbrüchen gewonnen.
Zementwerke
Was die Römer vor rund 2.000 Jahren erfunden haben, ist auch heute noch ein unverzichtbarer Baustoff: Zement. In Verbindung mit Kies oder Splitt und Sand werden Betone für verschiedenste Anforderungen hergestellt. Wichtigste Ausgangsstoffe für die Zementproduktion sind Kalksteine, tonige Kalksteine oder Kalkmergelsteine, die mit anderen Stoffen in Drehrohröfen zu Zementklinkern gebrannt wird. Damit die Transportwege möglichst kurz sind, befinden sich Zementwerke meist in unmittelbarer Nähe eines Kalksteinbruchs.
Zementwerke
Mit zahlreichen Festigkeitsklassen, Normbezeichnungen und Kennzeichnungen in nationalen und europäischen Regelwerken ist die Herstellung verschiedener Zementarten eine Wissenschaft für sich. Mit dem Ziel einer CO2-neutralen Zementproduktion bis zum Jahr 2050 steht die Industrie vor großen Herausforderungen und sucht nach innovativen Lösungen.

Transportbetonwerke
In ca. 200 Werken wird in Baden-Württemberg Transportbeton hergestellt, als Frischbeton mit speziellen Fahrmischern zur Baustelle gebracht und dort sofort weiterverarbeitet. Durch den Einsatz verschiedener Zusatzstoffe kann die Betonmischung exakt auf den jeweiligen Einsatzzweck abgestimmt werden. Transportbeton wird im Wohnungs-, Industrie- und Gewerbebau eingesetzt, aber auch im Straßen- und Tiefbau sowie im Garten- und Landschaftsbau.
Betonfertigteilwerke
Die industrielle Produktion von Betonfertigteilen ist aus dem Wohnungs-, Industrie- und Gewerbebau, aber auch Straßen- und Tiefbau nicht mehr wegzudenken. Die in einem Betonfertigteilwerk hergestellten Bauteile weisen sich durch kurze Bauzeiten, vielfältige Formen, eine hohe Maßgenauigkeit und relativ geringe Kosten aus.
Betonfertigteilwerke
Durch computergesteuerte Produktion der Betonfertigteile können auch Sonderlösungen umgesetzt werden. Und mit 3D-Druckverfahren werden zukünftig noch ganz andere Formgebungen möglich sein...

Kalksandsteinwerke
Kalksandsteine sind aus Sand, Branntkalk und Wasser hergestellte Mauersteine. Ihre Herstellung erfordert ein hohes Know-how und eine aufwendige Produktionstechnik. Kalksandsteine sind nicht brennbar und haben eine gute Ökobilanz. Außerdem zeichnen sie sich durch eine hohe Drucktragfähigkeit, gute Wärmespeicherung und Schalldämmung sowie Feuchteregulation und Wasserdampfspeicherfähigkeit aus.
Kalksandsteinwerke
Mit einer großen Vielfalt an Formen und Größen sowie unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit lassen sich mit Kalksandsteinen individuelle Anforderungen beim Hausbau umsetzen. Horizontale und vertikale Kanäle innerhalb der Mauersteine können z.B. eine flexible Leitungsverlegung möglich machen – und mit einer entsprechenden Wärmedämmung ist relativ kostengünstig der Bau energieeffizienter Häuser möglich.

Baustoff-Recyclingwerke
Auch Bauwerke aus Stein kommen irgendwann in die Jahre oder müssen anderen Nutzungen weichen. Der beim Abriss entstehende Bauschutt wird an Ort und Stelle auf seine Wiederverwendbarkeit geprüft. Fast ein Viertel davon eignet sich für ein "zweites Leben". In Recyclingwerken wird dieser Bauschutt auf Schadstoffe geprüft und nach Güteklassen sortiert. Bis zu 10 Prozent der insgesamt benötigten mineralischen Rohstoffe können durch diese Recycling-Baustoffe ersetzt werden.
Baustoff-Recyclingwerke
In Recyclingwerken wird dieser Bauschutt auf Schadstoffe geprüft und nach Güteklassen sortiert. Bis zu 10 Prozent der insgesamt benötigten mineralischen Rohstoffe können durch diese Recycling-Baustoffe ersetzt werden.

Asphaltmischanlagen
Asphalt wird schon seit mehreren tausend Jahren als Baustoff und Dichtungsmaterial verwendet, und heute in großem Umfang zur Befestigung von Bodenflächen eingesetzt. In den richtigen Mengen zusammengeführt, braucht es hierfür nur wenige Zutaten: verschiedene Gesteinskörnungen und Bitumen als Bindemittel.
Asphaltmischanlagen
Bei der Entwicklung neuer Asphaltarten ist viel Fachwissen gefragt: dabei spielen z.B. Oberflächeneigenschaften wie Griffigkeit, Ebenheit und Helligkeit eine Rolle, ebenso lärmmindernde Eigenschaften, Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit. An schadstoffreinigenden Oberflächen oder einem Asphalt, der sich selbst heilen kann, wird bereits geforscht.

Naturwerksteinbetriebe
Unsere Geologie bietet eine große Vielfalt an Gesteinen mit sehr unterschiedlichen Farben, Formen und Strukturen. In Baden-Württemberg werden jährlich ca. 140.000 Tonnen Naturwerksteine mit schonenden Verfahren abgebaut und weiterverarbeitet. Die wichtigsten Einsatzbereiche neben Massivbauten und Mauerwerk sind Grab- und Denkmale, figürliche Plastiken, Fassaden- und Bodenplatten sowie Platten für die Innenarchitektur, z.B. Küchenarbeitsplatten.
Naturwerksteinbetriebe
Allerdings stehen nur noch wenig verbliebene Gewinnungsstellen zur Verfügung – im Jahr 2017 waren es insgesamt 43. Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit sollte der Einsatz heimischer Naturwerksteine gestärkt werden. Sie haben im Vergleich zu billigen Importprodukten aus Übersee, die oft ohne Umwelt- und Sozialstandards hergestellt werden, immer öfter das Nachsehen.

Lebensraum Rohstoffgewinnungsstätte
Best Friends mit Uhu und Co.
Steinbrüche, Kiesgruben und Baggerssen bieten nicht nur interessante Ausbildungsplätze sondern auch ökologisch wichtige Nist-, Brut- und Laichplätze.
Uhu
Vom Abbaugeschehen um ihn herum lässt er sich als größte Eulenart der Welt nicht aus der Ruhe bringen. Die Nistplätze in den Steilwänden werden durch die Betriebe geschützt, und der Bruterfolg wird oft gemeinsam mit ehrenamtlichen Fachleuten kontrolliert.
Uferschwalbe
Sandige Steilwände in Rohstoffgewinnungsstätten locken große Kolonien der Uferschwalbe an. Die emsigen Vögel graben tiefe Brutröhren in das feine Substrat, um sicher ihre Jungen aufziehen zu können. Die natürlichen Brutplätze der Uferschwalbe lagen früher in den steilen Uferbänken der Flüsse – ein Lebensraum, der inzwischen fast verschwunden ist…
Uferschwalbe
… Durch ein ausgeklügeltes Managementsystem können die Betriebe die Uferschwalben schützen, ohne die Rohstoffgewinnung einzuschränken oder zu unterbrechen.
Gelbbauchunke
Durch die Arbeiten im Steinbruch oder in der Kiesgrube entstehen tiefe Fahrspuren und Senken, die sich bei Regen mit Wasser füllen und oft wie eine lebensfeindliche Schlammwüste wirken. Gerade hier finden sehr seltene Amphibien wie die Gelbbauchunke ideale Lebensstätten. Die nur daumengroßen Tiere sind auf flache, sonnendurchflutete Kleingewässer angewiesen…
Gelbbauchunke
… Die Mitarbeiter der Rohstoffbetriebe kennen natürlich ihre kleinen Gäste, markieren die Laichgewässer im Gelände und nehmen mit ihren Radladern und Schwerkraftwagen gerne kleine Umwege in Kauf, um die Kaulquappen der Gelbbauchunke zu schützen.
Blauer Gauchheil
Nicht überall in aktiven Abbaustätten wird gearbeitet. Große Bereiche liegen über Jahre hinweg brach oder werden nur gelegentlich genutzt. Hier kann sich die Pflanzenwelt von selbst und frei von Bewirtschaftung, Dünger und Pflanzenschutzmitteln natürlich entfalten…
Blauer Gauchheil
… Diese Bedingungen sind in unserer zunehmend intensiv genutzten Industrielandschaft selten geworden. Daher werden Rohstoffgewinnungsstätten auch für viele Pflanzenarten, wie zum Beispiel den Blauen Gauchheil, zunehmend zu letzten Refugien.
Hecht
Wo Kies und Sand im Nassabbau gewonnen werden entstehen Baggerseen. Man mag zunächst an Freizeitvergnügen, Grillfeste und Badeurlaub denken. Doch abseits der Strände entwickeln sich die Gewässer zu strukturreichen Lebensräumen für zahlreiche Bewohner: Sie beherbergen neben einer Vielfalt an Wasserpflanzen und seltenen Insekten auch ein reiches Fischvorkommen…
Hecht
… Der Hecht steht dabei aber nicht an der Spitze der Nahrungskette. Da stehen die Angler. Grillfeste eben.
Wildbiene
Wer weiß schon, dass Rohstoffgewinnungsstätten nichts weiter sind als riesige Bienenhotels? Zahlreiche Wildbienenarten finden hier nicht nur reichlich Nahrung auf den blüten- und insektenreichen Brachflächen. Auch der notwendige Lebensraum für die Brut und Fortpflanzung ist vorhanden: kleine Sandhügel und Steilwände finden sich überall und sind ideal für die Anlage der Brutröhren…
Wildbiene
… Und wenn die Flächen nach ein paar Jahren zuwachsen, wurden infolge der Rohstoffgewinnung an anderer Stelle neue Brutstätten geschaffen.
Heuschrecke
Rohstoffgewinnungsstätten sind ein wahres Paradies für Heuschreckenarten: viel Sonne, keine Umweltgifte, Brachflächen mit artenreicher Pflanzenwelt und jede Menge schütter bewachsene Kies- und Sandböden. Und während Wiesen voller Grashüpfer kaum noch vorkommen, scheucht man bei einem Spaziergang durch Steinbrüche und Kiesgruben noch immer bei jedem Schritt ein paar Heuschrecken hoch.
Libelle
Gerade in den stilleren, älteren Bereichen von Rohstoffgewinnungsstätten entstehen wertvolle und artenreiche Kleingewässer, die über das ganze Jahr Wasser führen. Dies ist der Lebensraum der Libellen. Ihre Eier legen sie oberflächennah im Wasser ab, entweder im Flug auf die freie Wasseroberfläche oder in der Uferzone an Pflanzen.
Zauneidechse
Sonnige, nur lückig bewachsene Flächen mit einem Wechsel aus lockerbödigen Bereichen und dichter bewachsenen, schattigen Zonen – das beschreibt den idealen Lebensraum der Zauneidechse. Und genau dies bieten Rohstoffgewinnungsstätten…
Zauneidechse
… Kein Wunder also, dass Steinbrüche und Kiesgruben zu den klassischen Lebensräumen der gefährdeten Zauneidechse zählen. Hier werden inzwischen aktiv zusätzliche Lebensräume für die Zauneidechse geschaffen, meist in Zusammenarbeit mit Schulklassen oder örtlichen Naturschutzgruppen.
Orchidee
Insbesondere die Kalksteinbrüche der Zementindustrie, aber auch andere Rohstoffgewinnungsstätten, bieten Orchideen optimale Lebensräume mit nährstoffarmen und kalkhaltigen Wuchsbedingungen. Aufgrund ihrer speziellen Ansprüche sind viele Orchideenarten selten geworden…
Orchidee
… In älteren Bereichen von Rohstoffgewinnungsstätten, wo sich durch natürliche Entwicklung Magerrasen gebildet haben, können Orchideen gezielt durch Naturschutzpflege der Flächen gefördert werden.
